Drip Cake: So gelingt die Tropf-Deko für Torten
Drip Cakes haben das Tropfen von Guss zur Kunstform erhoben. Wir verraten euch, wie ihr die perfekte Ganache zum Drippen selber machen könnt und welche Alternativen es zum klassischen Schokoladen-Drip gibt.
Ein Artikel von Nicole
Nicole ist süchtig nach Salz und ertränkt mit Vorliebe unschuldiges Sushi in Sojasauce. Ihren Alltag würzt sie gerne mit schwarzem Humor und skurrilen Beobachtungen. Ihre Artikel übrigens auch.
Als Kind habe ich immer von einer Geburtstagstorte wie im Comic geträumt: mit mehreren versetzten Böden, vielen Kerzen und herabtropfendem Zuckerguss. Gerade dieser tropfende Guss hat sich in meine Erinnerung eingebrannt. Damals kannte ich natürlich noch nicht den offiziellen Namen für solche Torten: Drip Cakes oder auf gut Deutsch „tropfende Kuchen“.
Selbst heute hat der dekorativ am Kuchenrand herabrinnende Guss für mich nichts von seiner Faszinationskraft eingebüßt. Ich bin dem Rätsel vom perfekten Kuchen-Drip auf den Grund gegangen und habe euch bei meiner Reise in die wunderbare Welt der Konditorei eine einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Dekorieren von Drip Cakes mitgebracht.
Bevor es ans kunstvolle Torten betropfen geht, widmen wir uns zunächst der Frage nach der richtigen Kuchenbasis. Die ist nämlich kein ganz unwesentlicher Faktor beim Drip Cake. Anschließend schauen wir, welche Art von Guss sich am besten zum Drippen eignet und wie wir das Dripping zusätzlich verfeinern können.
Die Drip-Cake-Basis: Kuchen oder Torte?
Als Grundlage braucht ihr eine fertige Torte. Klar könnt ihr auch einen normalen Rührkuchen mit einem hübschen Dripping verzieren. Durch die übereinandergestapelten Kuchenböden sind Torten aber von Natur aus höher und bieten daher mehr Platz für herunterlaufenden Guss. Seht den Kuchen als Leinwand für eure Kunst – und die besteht beim Drip Cake aus dem gleichmäßigen Auf und Ab von unterschiedlich langen Tropfen.
Ein einfaches Biskuitteig-Grundrezept findet ihr hier.
Die Drip-Cake-Unterlage: Ganache oder Buttercreme?
Wie sich das für eine perfekte Leinwand gehört, sollte die Torte möglichst eben gebaut sein. Damit der Drip gerade von oben nach unten läuft, braucht ihr zudem glatte Tortenwände. Schon deshalb ist es sinnvoll, die gestapelten Tortenböden ringsum mit Buttercreme oder Ganache einzustreichen. Super smooth wird die Torte ebenfalls, wenn ihr sie in Fondant einschlagt.
Tortenganache besteht aus einer geschmeidigen Schoko-Sahne-Mischung. Das Verhältnis von Schokolade zu Schlagsahne unterscheidet sich je nach Schokoladensorte und schwankt zwischen 1:1 (Zartbitterschokolade/Sahne) und 2:1 (weiße Schokolade/Sahne). Zum Einstreichen der Torte greift ihr am besten auf eine Palette zurück. Mit diesem Werkzeug lässt sich die Ganache schön glattziehen.
Amerikanische Buttercreme wird aus weicher Butter und Puderzucker hergestellt. Die hell aufgeschlagene Creme ist eine gute Alternative zur Tortenganache, durch die viele Butter aber nochmal eine Spur gehaltvoller. Deshalb bestreichen wir unseren Drip Cake auch nur hauchdünn damit. Schimmern die unterschiedlichen Tortenschichten noch unter der Creme hervor, spricht man von einem Naked Cake.
Rollfondant ist eine Zuckermasse, die es fertig zu kaufen gibt. Die Fondantmasse wird geknetet und dann auf die gewünschte Größe und Dicke ausgerollt, bis die Torte damit von oben bis unten umhüllt werden kann. Damit der Fondant faltenfrei aufliegt und nicht verrutscht, sollte vorher immer erst eine Schicht Buttercreme oder Ganache aufgetragen werden. Weil das den Drip Cake aber noch süßer macht, habe ich mich gegen eine Fondanttorte entschieden.
Tipp: Mehr Farbe gefällig? Alle drei Arten von Tortenüberzug lassen sich mit Lebensmittelfarbe einfärben. Für farbige Buttercreme und farbige Ganache solltet ihr jedoch darauf achten, fettlösliche statt wasserlösliche Lebensmittelfarbe zu verwenden.
Die Drip-Cake-Glasur: Ganache oder Royal Icing?
Die Torte ist fertig und glatt eingestrichen? Dann kann es endlich ans Drippen gehen. Dazu muss die richtige Drip-Cake-Glasur her. Theoretisch könnt ihr auch mit reiner Kuvertüre Tropfen auf die Torte zaubern. Das Problem: Beim Erkalten wird normale Schokolade schnell brüchig, sodass die Tropfendeko abfallen könnte, wenn ihr die Torte anschneidet oder schräg anguckt.
Rührt ihr die Schokoladenkuvertüre mit Sahne zu einer sämigen Schokoganache an, habt ihr den perfekten Drip-Cake-Guss geschaffen. Ganache hat eine cremigere Konsistenz als einfach verflüssigte Schokolade. Dadurch ist die Glasur dickflüssiger und rinnt beim Ansetzen des Drips nicht direkt bis zum Boden durch. Schließlich erwarten wir von einem idealen Drip Cake Tropfen auf unterschiedlichen Höhen. Wie genau das funktioniert, lest ihr weiter unten.
Wenn Schokolade geschmacklich so gar nicht zu eurer Torte passt, könnt ihr den Drip Cake alternativ mit Royal Icing anfertigen. So gelingt der königliche Zuckerguss auf Ei-Basis: 1 Eiweiß schaumig (aber nicht steif) aufschlagen und rund 250 g gesiebten Puderzucker unterrühren. Dank des Eiklars ist Royal Icing von Natur aus weiß und lässt sich wunderbar mit Lebensmittelfarbe einfärben. Allerdings ist Royal Icing auch verdammt süß und das rohe Ei verringert die Haltbarkeit.
Anleitung für die perfekte Drip-Ganache
Ich bin daher Team Ganache! Damit bei der Zubereitung nichts schiefgeht, habe ich euch direkt mal ein Drip-Ganache-Rezept mit Anleitung mitgebracht.
Ihr braucht diese Zutaten:
Für einen Schokoladen-Drip-Cake
- 150 g Zartbitterkuvertüre
- 150 g Sahne (30 % Fett)
So gelingt die Ganache-Zubereitung:
Schritt 1: Zuerst die Kuvertüre grob hacken. Es sei denn, ihr verwendet kleine Kuvertürechips bzw. Schokotropfen, dann könnt ihr euch diesen Step sparen.
Schritt 2: Wasser in einem kleinen Topf erhitzen, aber nicht aufkochen lassen. Sobald das Wasser siedet, schaltet ihr den Herd aus. Eine hitzefeste Schale in den Topf setzen. Das Wasser sollte die Unterseite der Schale berühren, aber auf keinen Fall hineingeraten oder hochspritzen können.
Schritt 3: Die Sahne zusammen mit der gehackten Schokolade in die Schale geben. Durch die Wärme von unten beginnt die Schokolade über dem Wasserbad zu schmelzen. Die Ganache so lange umrühren, bis daraus eine gleichmäßige, glatte Masse geworden ist. Eine Viertelstunde in den Kühlschrank damit und fertig!
So könnt ihr weiße Drip-Ganache einfärben
Wenn euch ein Drip-Cake mit dunkler Schokolade zu öde ist und ihr mehr Farbe aufs Kuchenbuffet bringen möchtet, färbt ihr die Ganache einfach mit Lebensmittelfarbe um. Zartbitter- und Vollmilchschokolade lassen sich nicht färben. Also ist weiße Kuvertüre gefragt.
Wichtig: Weil Schokolade fetthaltig ist, braucht ihr unbedingt eine Lebensmittelfarbe auf Ölbasis, die also fettlösend ist. Lebensmittelfarben in Pulverform eignen sich meist super.
Pinke Drip Cakes liegen im Trend. Dazu schmelzt ihr entweder fertige Ruby Chocolate mit Sahne zur rosa Ganache ein oder ihr nehmt schnöde weiße Schokolade und mixt euch mit etwas roter Lebensmittelfarbe eure eigene pinke Ganache-Version.
So geht‘s: Für eine pinke Drip-Ganache mischt ihr 150 g weiße Kuvertüre (gehackt) mit 120 g Sahne (33 % Fett) und rührt nach dem Schmelzen über dem Wasserbad so viel rote Lebensmittelfarbe dazu, bis euer Wunschfarbton erreicht ist.
Tipp: Für schöne Kontraste solltet ihr die Ganache farblich auf eure Torte abstimmen. Ein heller Guss kommt auf einer dunkel eingestrichenen Schokoladentorte besser zur Geltung als auf weißer Buttercreme.
Das Torten-Dripping: Mit Spritzbeutel oder Flasche?
Die Stunde der Wahrheit ist gekommen: Wir können die Torte mit Ganache veredeln. Für ein optimales Drip-Ergebnis sollte die Schokoladenganache auf Raumtemperatur herabgekühlt sein, frisch aus dem Wasserbad ist sie zu heiß und damit zu dünnflüssig. Die Torte muss richtig kalt sein – am besten stellt ihr sie vor dem Betropfen für zwei Stunden in den Kühlschrank. Auf diese Weise wird der lauwarme Guss schneller fest, bildet dickere Tropfen und läuft nicht sofort bis zum Tortenboden herab.
Um die Drip-Ganache gezielt am Kuchenrand zu platzieren, könnt ihr die Glasur entweder in eine Dosierflasche aus Plastik oder in einen Spritzbeutel geben. Weil nur die wenigsten solche Spezialflaschen zu Hause haben, habe ich mich bei dieser Drip-Cake-Anleitung für den einfachen Spritzbeutel entschieden. Den könnt ihr easy selber basteln, indem ihr die Spitze eines Gefrierbeutels unten abschneidet.
Tipp: Das Auftragen des Drippings mit einem Löffel ist höchstens etwas für Fortgeschrittene. Da die Löffelspitze recht breit ist, habt ihr damit weniger Kontrolle über den Guss und schafft keine so feinen Schokotropfen wie mit einer Spritzhilfe.
Tutorial zum Torten drippen:
Schritt 1: Als Allererstes setzt ihr eure gekühlte Torte auf diejenige Tortenplatte, auf der ihr sie später servieren möchtet. Von einem nachträglichen Umrücken des Drip Cakes würde ich abraten, da dabei die dekorativen Tropfen, die sich beim Drippen auf der Unterlage gebildet haben, wegfallen.
Schritt 2: Nun befüllt ihr den Spritzbeutel mit der zimmertemperaturwarmen Ganache. Beim Torten-Dripping ist eine ruhige Hand gefragt, also noch einmal kurz durchatmen, ehe ihr loslegt – dann gibt es nämlich kein Zurück mehr. Bis ihr so weit seid, haltet ihr einfach die Öffnung des Spritzbeutels unten mit zwei Fingern zu.
Schritt 4: Bewegt eure Hand mit dem Spritzbeutel gleichmäßig im Uhrzeigersinn am Kuchenrand entlang. Ein Drehteller kann das Unterfangen erleichtern. Jede Unterbrechung und jedes Stocken verursachen einen Tropfen. Für längere Tropfen verharrt ihr eine Weile an einer Stelle, sodass sich der Guss dort sammelt und automatisch weiter herabreicht. Enden die Tropfen trotzdem zu weit oben, verflüssigt ihr die Ganache noch einmal, indem ihr sie kurz über dem Wasserbad erwärmt.
Tipp: Statt die Kuchenkante komplett zu umrunden, könnt ihr auch nur einen halben Drip Cake daraus machen und schon nach der Hälfte enden. Dadurch wirkt die Deko luftiger.
Schritt 5: Geschafft – ihr dürft wieder atmen! Entweder lasst ihr die Torte nun wie sie ist oder ihr bestreicht den Deckel der Torte mit der restlichen Ganache. Dafür könnt ihr das Dripping aus dem Spritzbeutel in Spiralform auf der Oberseite verteilen und einfach mit der Rückseite eines Löffels glattstreichen.
Tipp: Vorsicht ist an den Kanten der Torte geboten, denn beim Füllen des Deckels schwappt gerne etwas Ganache über den Rand und bildet Tropfen, wo keine sein sollten.
Schritt 6: Bevor es ans Servieren geht, solltet ihr den fertigen Drip Cake eine halbe Stunde kaltstellen, damit der Drip trocknen kann.
Tipp: Soll es ein glamouröser Drip Cake mit goldenen Tropfen sein? Dann bepinselt ihr die fertigen Drips reihum mit essbarem Goldpuder, das ihr mit hochprozentigem Alkohol verflüssigt habt.
Die Drip-Cake-Deko: Weniger oder mehr?
Gratulation, ihr habt nun euren ersten eigenen Drip Cake erschaffen. Gar nicht so schwierig, oder? Haben sich eure Nerven wieder beruhigt und hat sich der Drip im Kühlschrank verfestigt, könnt ihr euch Gedanken über die weitere Drip-Cake-Deko machen. Soll der Kuchen so bleiben oder geht da noch was?
Frei nach dem Motto „Mehr ist mehr“ bin ich schwer dafür, der Torte mit essbarer Deko den letzten Schliff zu verleihen. Das können Macarons, Cookies oder Schokoriegel sein, die ihr in unterschiedliche Größen zurechtgekürzt habt, und nun locker an eurer Torte feststeckt wie an einem Blumengesteck. Ist die Ganache noch feucht, dient sie als natürlicher „Kleber“.
Tipp: Damit der Drip Cake nicht total überladen aussieht, beschränkt ihr euch beim Dekorieren am besten auf eine Seite und lasst die andere frei.
Wählt bei der Drip-Cake-Deko nur Zutaten, die zum Geschmack der Torte passen. Besonders rund wird die Sache, wenn sich Teigzutaten in der Deko wiederfinden. Zum Beispiel Nüsse, Mandeln oder Pistazien. Zuckrige Dekoelemente wie Marshmallows oder zerbröselte Baisers gehen grundsätzlich immer, machen den Kuchen aber auch gleich wieder süßer.
Tipp: Ihr wollt euren Drip Cake zu einem besonderen Anlass dekorieren? Was Wunderkerzen für Silvester sind, sind Schokoeier zu Ostern. Wir verzieren unsere Ostertorte außerdem noch mit ausgestanzten Osterhasen aus Oblaten, die sich wunderbar vom pinken Drip und der dunklen Ganache abheben.
Die besten Drip-Cake-Rezepte zum Nachmachen
Jetzt habe ich euch einmal durchdekliniert, welche Bestandteile ihr im Einzelnen für den perfekten Drip Cake braucht. Den Rundumschlag von Torte, Tortenüberzug und Dripping bekommt ihr hier nochmal in unseren schönsten Drip-Cake-Rezepten. Viel Spaß beim Ausprobieren und Nachbacken!